Ein Recht auf Patientenbriefe?
Eines der zentralen Themen, die ich mir „auf die Fahne“ geschrieben habe, ist ja das Thema Patientenorientierung. Auch wenn es aus vielen Ecken im Gesundheitswesen schallt, dass mittlerweile der „Patient im Zentrum der Tätigkeiten steht“ und alles für seine Hilfe getan & gebaut wird, so glaube ich dennoch, dass dies in vielen Fällen bislang mehr Lippenbekenntnis als wirklich Orientierung des Geschäftes ist.
Alleine (zumindest aus meiner Sicht), wenn man auf Konferenzen zum Thema Digital Health schaut – wie oft berichten denn Patienten über ihre Erfahrungen und Bedürfnisse oder werden als Referenten eingeladen?
Ich stehe übrigens gerne für solche Aufgaben zur Verfügung 🙂
Eine gute Initiative
Die (SPD-geführten) Bundesländer Brandenburg, Berlin und Hamburg hatten einen gemeinsamen Antrag an den Bundesrat formuliert, in dem die Patientenorientierung eine Leitidee im deutschen Gesundheitswesen werden sollte. Dabei wurde auch ein Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz aus dem letzten Jahr aufgegriffen, die sich für eine „patientenorientierte Gesundheitspolitik“ ausgesprochen hatte.
Eigentlich sollte so etwas ja in einer „ordentlichen Kundenbeziehung“ normal sein, dass der Kunde im Mittelpunkt steht. Nur im Gesundheitswesen scheint es auch aufgrund der Strukturen mit Patienten, Leistungserbringern und Versicherungen nicht so einfach zu sein.
Übrigens gehört es meiner Meinung nach dann aber auch dazu, dass er (der Kunde beziehungsweise hier der Patient) selber aktiv wird, sich engagiert und Verantwortung übernimmt. Und das ist bei uns nach meiner Wahrnehmung auch noch nicht weit unter den Patienten verbreitet.
Wesentliche Idee der Ausgestaltung des Antrags jedenfalls war die Einführung eines leicht verständlichen Patientenbriefes, mit dem der Patient die Diagnose und die geplante Behandlung leicht verständlich erklärt bekommt und den er nach jeder stationären und ambulanten Behandlung erhält.
im Antrag hieß es beispielsweise „Jede Patientin beziehungsweise jeder Patient sollte nach jeder stationären Behandlung einen Patientenbrief erhalten. Auch ambulante Patientinnen und Patienten sollten nach einer Untersuchung mit Diagnosenstellung und Behandlungsplanung einen Patientenbrief erhalten, der über die Diagnose, die Behandlung, Einnahme von Medikamenten und angemessenes Gesundheitsverhalten aufklärt“.
Ein guter Ansatz, der insbesondere auch den Patienten hilft, sich zu engagieren und (Eigen-) Verantwortung zu übernehmen.
Das Ergebnis des Antrags
Mit großem Interesse habe ich auf den Seiten des Bundesrates den genauen Wortlaut der Anträge, die Rede von der Brandenburger Ministerin Susanna Karawanskij (Die Linke) und die Entscheidung nachverfolgt. So wurde nach der Antragstellung und Erläuterung durch die Ministerin der Antrag zur Beratung in den federführenden Gesundheitsausschuß und den Finanzausschuss zur weiteren Beratung verwiesen.
Als Ergebnis seiner Beratungen hatte der Gesundheitsausschuß empfohlen, den Antrag zu beschließen, während sich der Finanzausschuss nicht auf eine Empfehlung einigen konnte. Erstaunlich für mich: Trotz der Empfehlung des „führenden Ausschusses“ kam im Plenum des Bundesrates leider keine Mehrheit zustande.
Als Begründung wurde der zu erwartende (zusätzliche) Bürokratieaufwand als auch die Finanzierung eines Patientenentschädigungsfonds (der ebenfalls Teil des Antrags war) herangezogen.
Mein Fazit
Ein wirklich sinnvoller Antrag – zumindest der Teil mit den Patientenbriefen – wurde hier abgelehnt und eine gute Möglichkeit Patienten zu ertüchtigen und einzubinden verschenkt.
Das ändert nichts an der Motivation für meine Krankheit und Gesundheit selbst Verantwortung zu übernehmen und anderen Patienten dabei zu helfen. Dazu baue ich auch diese Webseite auf.
Trotzdem schade, dass diese großartige Chance verschenkt wurde.
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